Zum Weltflüchtlingstag: Mamadous Geschichte

Heute am Weltflüchtlingstag möchten die SPD Mettmann die Geschichte von Mamadou Aliou Barry mit euch teilen. Mamadou ist 22, lebt insgesamt 6 Jahre in Deutschland und davon 3,5 Jahre in Mettmann. Der junge Mann stammt eigentlich aus Guinea und hat uns heute seine Geschichte erzählt. Seine Geschichte von Armut, Flucht, der Angst, seinen Aufgaben und der Erfüllung eines vagen Traumes auf ein Leben in Gesundheit und Frieden. Mamadou Aliou Barrys Geschichte beginnt in Westafrika. Er wächst in sehr ärmlichen Verhältnissen auf und erzählt, er habe „keine Perspektive gehabt“, sodass er mit 16 beschloss, Guinea und damit einhergehend auch seine Familie zu verlassen.
Für ihn gab es in seiner Heimatstadt keine Chance auf ein gesundes Leben, keine Perspektive zu lernen, einen Job zu finden und genug zu haben, um zu (über)leben.

Also entscheidet sich der damals 16 Jährige in ein Sammeltaxi zu steigen, in welchem so viele Menschen bereits sitzen, um wie er zu fliehen. „Du kannst dir das so vorstellen: es steigen sehr viele Menschen in ein Auto, viel mehr als dort eigentlich reinpassen, jeder gibt das wenige Geld ab, was er hat. Und alle haben ein Ziel: raus zu kommen“. Als ich ihn fragte, was das für ein Gefühl sein muss, so jung seine Familie zu verlassen, antwortet Mamadou „Flucht ist nie freiwillig. Ich habe auf meinem Weg so viele Menschen getroffen, jeder hat einen Grund dafür gehabt. Ob es Krieg war, Armut, Streit in der Familie oder Todesangst. Trotzdem verlässt man alles, was man kannte, ohne zu wissen, ob man es schafft“. Im Sammeltaxi schafft es Mamadou bis an die Grenze Malis, durchquerte dann sogar die Sahara und blieb 6 Tage ohne Essen in mitten des Kriegsgebietes „Bamako“ in Nordmali. Er bangte in dieser knappen Woche nicht nur einmal um sein Leben und wurde schließlich auch verhaftet. Sein Schicksal entschied jedoch, dass seine Reise weitergehen sollte. Bei der Überquerung der Landesgrenze von Mali nach Algerien sah er, wie seine geflüchteten Freunde vor seinen Augen an der Grenze erschossen wurden. Er zog sich wieder zurück und trauerte um seine Freunde. Irgendwann erreichte aber auch er die Stadt Tamanrasset in Algerien und fuhr weiter in einem Transporter auf der Ladefläche mit, lief Nächte lang und ohne Stopp mit Anderen Flüchtenden von 19h abends bis 6h morgens weiter mit einem Ziel: Hamburg zu erreichen. In Hamburg lebten Bekannte, welche er später noch in Marokko treffen würde.
In Marokko angekommen, ging es für Mamadou erst mal nicht weiter. Er lebte dort 5 Monate mit anderen geflüchteten Menschen in der Stadt Nador in einem Wald, versorgte sich dort selbst und versuchte es etliche Male, die Grenzen zu überqueren. Als ein Schleuser kam, der Platz auf einem Schiff hatte, entschied der damals 16 jährige, die Chance dann doch auszulassen und nicht mit zu fahren. „Aber die anderen, viele von ihnen jedenfalls, hatten keine Geduld mehr und fuhren mit. Alle 16 Menschen starben bei einem Sturm. Ich selber schaffte es an einem anderen Tag. Alle die mit mir auf dem Schiff gewesen waren und Spanien erreichten, tanzten und waren glücklich. Ich war auch glücklich aber auch genauso traurig für jeden Einzelnen, der nicht mein Glück teilen durfte und es nicht überlebte.“ weiter sagte er darüber es sei „dadurch ein gemischtes Gefühl gewesen in Europa anzukommen. Wenn du auf der Flucht bist, musst du dich so oft schnell entscheiden, auch wenn dein ganzes Leben daran hängt“.
In Spanien angekommen, muss Mamadou weiter machen und arbeiten. Er erarbeitet sich zu Hungerlöhnen auf einer Tomatenfarm ein Ticket für den Bus von Madrid nach Hamburg. Bei dem geplanten, lang ersehnten Umstieg in Düsseldorf in den Bus nach Hamburg, fuhr der Anschluss jedoch mitsamt seiner Tasche und seinem restlichen erarbeiteten Geld ohne ihn los. Er war zwar in Deutschland angekommen, nicht aber in Hamburg, wo Hilfe gewartet hätte, kannte die Sprache hier in Deutschland nicht, hatte kein Geld mehr und so boxte er sich weiter durch.
Er lebte schließlich mit Hilfe eines Betreuers und Menschen, die er privat kennerlernte, in einer Wg in Düsseldorf – wurde jedoch nach einem Jahr nach Mettmann versetzt, begann mit der Schule, machte einen Haupt – und dann seinen Realschulabschluss, absolvierte später seine Ausbildung als Sozialassistent und arbeitet heute gerne in einem Behindertenwohnheim in Düsseldorf. „Ich lebe ein Leben, von dem ich keine Idee hatte, wie es sein würde. Aber ich wusste, ich musste es versuchen und gehen.“ Durch seine Entscheidung, aus seinem krisenhaften und oftmals durch Krankheit und Unfrieden gefährdetes Leben, lebt der heute 22 Jährige autonom. „Heute finanziere ich mich komplett selbst, meine Wohnung und meinen Unterhalt. Ich hatte damals Menschen, die mir halfen und mich unterstützen, ich hatte einen Traum, zu lernen und zu überleben. Und das tue ich in Dankbarkeit“. Als ich ihn fragte, welche Narben man von so einem bewegten Leben trägt, hält er einen Moment inne. „Ich habe viele Narben an meinem Körper, zum Beispiel an meinem Bauch. Das kam vom Klettern über die Zäune an den Grenzen, welche natürlich alle mit Stacheldraht ausgerüstet waren. Ich konnte auch während der Flucht an den Wunden nicht versorgt werden. Genauso denkst du an alle Leute, die es nicht geschafft haben und man denkt an seine Familie.“ Als er sie verließ, vergingen Jahre, bis er sie sprechen konnte. „Ich vermisse meine Familie und meine Familie vermisst mich.“ sagt er zum Ende des Gesprächs.

Mamadous Geschichte ist nur eine von Millionen geflüchteter Menschen. Ein Einzelschicksal, welches aber deutlich macht, dass Flucht nie freiwillig und so oft lebensbedrohlich ist. Weltweit flüchten schätzungsweise um die 80 Millionen Menschen, davon sind 42% Kinder und Jugendliche, welche besonderen Schutz brauchen und oftmals alleine unterwegs sind (Quelle s.u. UNO Flüchtlingshilfe).

In Mamadou Aliou Barrys Fall gab es hier in Europa Menschen, die ihn nicht nur medizinisch versorgen konnten, sondern ihm bei den ersten Schritten in ein eigenes Leben halfen. Heute hilft Mamadou selber Menschen, die auf seine Hilfe angewiesen sind, weil er weiß, dass es darauf im Leben ankommen kann.
Wer Flüchtlingen die Chance gibt, der gibt auch eine Chance, auf ein Leben in Unversehrtheit, welches jedem Menschen zustehen sollte.

Denn unsere Herkunft, unseren Ursprung und unsere Kultur, können wir uns nicht aussuchen. Wohl aber, was wir tun. Deswegen: seht nicht weg, hört zu oder bietet mit (kleinen) Hilfestellungen Unterstützung an.

Nicht nur am #Weltflüchtlingstag !

https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluechtlingszahlen

https://m.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/175842/mali?fbclid=IwAR2z7I548YONa31eiC-UWQ1UgeBIYn4mG7kvWw1w24obJJAlyRLCvWATErA