Die SPD Mettmann setzt sich dafür ein, dass künftig an jeder Mettmanner Schule das Angebot der Schulsozialarbeit geschaffen wird. Die SPD Ratsfraktion wird gebeten, im Rahmen der kommenden Haushaltsplanberatungen ein entsprechendes Konzept von der Verwaltung einzufordern und die Realisierung dieses Zieles mit entsprechenden Anträgen zu unterstützen.
Bereits in der Vergangenheit hat sich die Mettmanner SPD für mehr Schulsozialarbeit in Mettmann eingesetzt. Nunmehr hat sich der Arbeitskreis Soziales, bestehend aus Vertretern von Fraktion und Ortsvereinsvorstand, intensiv und unter Beteiligung von Experten mit diesem Thema beschäftigt und den vorliegenden Antrag entwickelt.
Schulsozialarbeit ist für uns eine Investition in die Zukunft. Geld, dass wir frühzeitig in präventive Jugendarbeit investieren, schafft Zukunftschancen für junge Menschen und trägt mit dazu bei, Folgeerscheinungen von Perspektivlosigkeit, wie beispielsweise soziale Ausgrenzung und Kriminalität, zu verhindern. Durch das von der NRW Landesregierung in Auftrag gegebene PROGNOS- Gutachten wird erstmals auch wissenschaftlich belegt, dass die Folgekosten von fehlender Präventionsarbeit weitaus höher sind als die durch diese Arbeit anfallenden Aufwendungen. Ausgaben für soziale Präventionsarbeit nur unter dem Blickwinkel aktueller Haushaltslagen zu betrachten greift daher zu kurz und wird der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen nicht gerecht.
Die personellen und finanziellen Kürzungen auf allen Ebenen, angefangen im städtischen Haushalt bis hin zur Bundesebene, hatten gravierende Folgen für die Qualität und Quantität der Mettmanner Jugendarbeit. Auch mit hohem Einsatz der Fachverwaltung konnten diese Einschnitte nicht aufgefangen werden. Das letzte unrühmliche Beispiel ist die Schließung der Kompetenzagentur durch den Kreis Mettmann. Durch den Wegfall dieses Erfolgsmodells ist eine der letzten Anlaufstellen für Mettmanner Jugendliche mit Beratungs- und Hilfebedarf ersatzlos gestrichen worden. Diese Entscheidung reiht sich ein in eine Reihe von Einsparungen im Jugend- und Sozialbereich, insbesondere im städtischen Haushalt. Der aktuellen Ratsmehrheit fehlt es hier völlig an Ideen und Konzepten, mit gravierenden Auswirkungen für die Betroffenen. Auch diesem Missstand wollen wir mit unserem Antrag begegnen.
Ziel dieses Antrages ist die Einrichtung von Schulsozialarbeit an 52 allen Mettmanner Schulen. Wir verzichten bewusst darauf, konkrete Stellenforderungen zu formulieren. Vielmehr geht es in einem ersten Schritt darum, eine ehrliche Bedarfsanalyse an den einzelnen Schulformen durchzuführen und die konkrete Aufgabenstellung der Schulsozialarbeit zu definieren. Fest steht für uns nur, dass Schulsozialarbeit an allen Schulformen benötigt wird, wenn auch sicherlich mit unterschiedlicher Intensität und Aufgabenstellung. Viele der konkreten Aufgaben von Schulsozialarbeit ergeben sich aus den individuellen Problemlagen der jeweiligen Schule. Aufgabe von Schulsozialarbeit muss es sein, diese im partnerschaftlichen Dialog mit Schulleitung, Kollegium, Schülern und Eltern zu identifizieren und zu benennen. Beispielhaft seien hier folgende Handlungsfelder benannt:
– Beratung bei individuellen Problemen in Elternhaus und Schule
– Sozialpädagogische Hilfestellung bei gravierenden Einschnitten im Leben von Schülern (z.B. Trennung der Eltern)
– Beratung von Eltern, Lehrern und Schulleitungen in Bezug auf benachteiligte Kinder und Jugendliche
– Orientierungshilfen bei der Berufswahl
– Bewerbungs- und Vermittlungshilfen
– Mitwirkung an Klassenfahrten und Exkursionen
Wir stellen uns eine Schulsozialarbeit nach dem integrierten sozialpädagogischen Ansatz vor. Dies bedeutet, dass einzelfall- und gruppenbezogene Problemintervention mit offenen, präventiv ausgerichteten Freizeit und Betreuungsangeboten kombiniert wird. Zielgruppe bei diesem Ansatz sind alle Schülerinnen und Schüler, insbesondere solche mit sozialen Benachteiligungen und/oder individuellen Beeinträchtigungen. Jugendhilfe und Schule müssen hierzu eine intensive Kooperationsbeziehung in verschiedenen Arbeitsbereichen und Arbeitsvorhaben eingehen.
Nur durch einen solchen Ansatz wird aus unserer Sicht eine gleichberechtigte Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule erreicht und gefördert. Eine teilweise übliche Begrenzung von Projekten der Schulsozialarbeit auf reine fürsorgerische Ansätze greift hier zu kurz. Schulsozialarbeit würde dann Gefahr laufen, auf die Funktion der Krisenfeuerwehr in einem ansonsten unveränderten System Schule reduziert zu werden. Die Chancen einer intensiven Kooperation zwischen beiden Institutionen und den Fachkräften bliebe ungenutzt.
In der Frage der Trägerschaft bieten sich drei denkbare Optionen:
1. Die Einzelschule als Träger
2. Das Jugendamt als Träger
3. Freie Träger der Jugendhilfe
Wir befürworten einen Verbund von freien Trägern als Träger der Schulsozialarbeit. Es ist daher für uns von großer Bedeutung, dass die freien Wohlfahrtsverbände frühzeitig in die Konzeptentwicklung eingebunden werden.
Für einen Verbund von freien Trägern spricht insbesondere deren fachliche Erfahrungen und Kompetenzen in verwandten Arbeitsfeldern. Zudem wäre ein Handeln losgelöst aus der bestehenden Hierarchie des Systems Schule möglich.
Eine Trägerschaft der Schule würde eine enge Einbindung der Schulsozialarbeit in das Schulleben gewährleisten. Dies hätte unter Umständen aber zur Folge, dass Schulsozialarbeit zu sehr unter schulische Zwecke untergeordnet werden könnte. Es besteht dann die Gefahr, dass schulische Anforderungen (Vertretung bei Unterrichtsausfall, Betreuungsdienst) in die Vordergrund gerückt und sozialpädagogische Aufgaben vernachlässigt werden. Auch wäre ein unabhängiges Arbeiten der Schulsozialarbeit nicht mehr unbedingt gewährleistet.
Aus unserer Sicht ist auch die Fachverwaltung zur Zeit aus personellen und organisatorischen Gründen nicht in der Lage, Schulsozialarbeit flächendeckend zu organisieren. Zudem hätte eine direkte Einbindung in das Jugendamt den Nachteil, dass einzelne Lehrer sich durch die direkte Tätigkeit am Ort der Schule kontrolliert bzw. indirekt kritisiert fühlen könnten.